Musikverein Ludwigsburg-Ossweil e.V. - Stadtkapelle Ludwigsburg

17. MK mit Rolf-Dieter Hille

Am Freitag, den 15. Juli 2022 durfte sich der Musikverein Ludwigsburg-Oßweil e.V., Stadtkapelle Ludwigsburg nach mehr als zweijähriger Zwangspause endlich mit seinem 17. Meisterkonzert im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg präsentieren. Erstmalig fand diese Ausgabe der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Meisterkonzertreihe unter der Dirigentin Susanne Bader statt, die ihr Amt als musikalische Leiterin des Großen Orchesters beim MVO bereits im September 2019 angetreten hatte. Nach mehrfachen Verschiebungen war es nun endlich so weit und für alle Beteiligten der lang ersehnte Konzertabend gekommen.

Das Orchester begab sich im fast ausverkauften Konzertsaal mit seinem Publikum auf eine fantastische musikalische Weltreise. Die viel größere Reise hatte es aber bereits zuvor in den fast zweieinhalb Jahren des Hoffens und Bangens zurücklegen müssen, deren Erlebnisse, Erfahrungen und vor allem Zusammenhalt zum Erfolg dieses Abends beitrugen. Und genau deshalb stand das Konzert auch im Zeichen der Verbundenheit: mit den vielen engen Banden, die zwischen den knapp 80 Musikern und Musikerinnen bestehen, mit der Verbindung zwischen Dirigentin Susanne Bader und Solist Rolf-Dieter Hille, die mit einer Schüler-Lehrer-Beziehung anfing, inzwischen aber längst eine tiefe Freundschaft geworden ist, mit dem unermüdlichen Einsatz der vielen ehrenamtlichen Verantwortungsträger und -trägerinnen des Vereins, die aus Verbundenheit zu ihrem MVO und dem gemeinsamen Ziel vor Augen alles geben und last but not least der Loyalität des Publikums und der Unterstützung der Sponsoren und Sponsorinnen. All jene Verbundenheit und die Liebe zur Musik gipfelten schlussendlich in diesem wundervollen Konzertabend.

Moderatorin Tanja Soyez lotste das Publikum als Flugbegleiterin an Bord der MVOAir, zog es so vom ersten Moment charmant und überaus unterhaltsam in ihren Bann und ging mit dem Orchester auf Weltreise. Aussteigen wollte keiner der anwesenden Gäste, doch zahlreiche Passagierinnen missachteten zum Schluss die Anschnallzeichen und erhoben sich von ihren Plätzen für Standing Ovations und tosenden Schlussapplaus. Aber nun wollen wir die Landung nicht vor dem Start loben 😉!

(Fotos: Tobias Soyez) 

Flugkapitänin Bader hob mit ihrem Orchester zur Musik von „Flashing Winds“ von Jan Van der Roost ab in den Konzerthimmel. Übersetzt bedeutet dies so viel wie „auffrischende Winde“, gleichzeitig steht die Bezeichnung „Winds“ für die Blasmusikfraktion in einem sinfonischen Orchester. In der Tat waren Roosts Melodien bestens dazu geeignet Orchester sowie Publikum durch das Stück zu tragen, Aufwind zu geben und sich von der Musik durchpusten zu lassen und frei zu fühlen. „Vilia“ von Franz Léhar aus der Operette „Die lustige Witwe“ verkörperte mit dem nächsten Titel nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch die Liebe zweier Menschen. Eine zarte Brise, sanfte Klänge und leise Töne luden hier zum Träumen ein. Für die Aufführung des Stückes „Heatherwood Portrait“ wäre der MVO im vergangenen Jahr fast tatsächlich auf Reisen gegangen – nämlich zum musikalischen Wettbewerb nach Genf. Daraus wurde zwar eine virtuelle Teilnahme mit Videoeinsendung des Wettbewerbsstücks, der Freude über den Gewinn des ersten Platzes tat dies aber keinerlei Abbruch. Den ersten Auftritt hatte Posaunist Rolf-Dieter Hille mit dem Werk „Colors“ von Bert Appermont. Manch einer und eine mag sich der These anschließen: kein Posaunenkonzert ohne „Colors“! und entsprechend wollte sich natürlich auch der MVO nicht lumpen lassen. Die Farben am Horizont auf dem Flug der MVOAir vom Gelb des Sonnenaufgangs, über Rot, das tiefe Blau der Südsee und das Grün von Wiesen und Wäldern stellten den Höhepunkt der ersten Konzerthälfte dar. Rolf-Dieter Hille beeindruckte zutiefst mit der absoluten Beherrschung seines Instruments, virtuosen Passagen und einem immensen Spektrum an Klangfarben. Als zusätzliches Highlight und Überraschung vor der Pause bot Hille eine Hommage an seine Jugend dar mit der Liebe zur Rockmusik, bei der er seine Posaune Stück für Stück demontierte bis hin zum reinen Lippeninstrument und selbst in dieser Form war „Smoke on the water“ zweifelsfrei erkennbar. Getränke gab es zwar nicht per On-Board-Service an den Sitzplatz, diese konnten dafür aber bei einer geselligen Zwischenlandung im Foyer des Forums konsumiert werden.

Mit „A Huntingdon Celebration“ von Philipp Sparke startete das Orchester in Großbritannien leichtfüßig in den zweiten Teil des Konzerts. In luftige Höhen schraubten sich die Bläserpassagen, bevor es zur Bergung der versunkenen Stadt „Atlantis“ tief hinab ging. Wer geglaubt hatte, dass es mit einem Posaunen-Solisten getan sei, wurde bei „Latinobones“ eines besseren belehrt. Rolf-Dieter Hille, Steffen Westermann, Rüdiger Haupt und Dirigentin Susanne Bader brillierten in ihrer Konstellation als Posaunenquartett „Blechreiz“ mit lateinamerikanischen Rhythmen. Sie fragen sich nun, wer dann das Orchester dirigierte?! Den Taktstock übergab Bader vertrauensvoll in die Hände des musikalischen Chorführers Alexander Schell, der mit Solisten und Orchester durch das Stück swingte. Auch dies ein Symbol der Verbundenheit, des Vertrauens und der Diversität des Könnens beim MVO. „Blechreiz“ ließ sich durch den donnernden Applaus des Publikums direkt zur Zugabe „Gospel Time“ von Jeffrey Agrell bitten und sorgte damit erneut für Begeisterung. Den Leistungshöhepunkt erreichte das Orchester mit seiner Darbietung der Zusammenstellung „Sounds von Ireland“ von Guido Rennert. Ein hochanspruchsvolles Stück des Profiklarinettisten und Komponisten des Musikkorps der Bundeswehr mit traumhaften Solopassagen an Altflöte, Euphonium, Oboe und vielem mehr. Insbesondere das Schlagzeugregister sorgte mit ihrer Stepptanzinterpretation dafür, dass es am Ende des Konzerts niemanden mehr auf den Plätzen hielt. Und so durfte sich das Publikum gleich über zwei Zugaben freuen: mit „Samba de Loves You“ ging es noch einmal zurück nach Südamerika und die zehn Posaunisten mit Instrumenten und Tonlagen aller Größen von Sopran- bis Kontrabassposaune konnten dem Titel „76 Trombones“ allemal gerecht werden.

Es war ein denkwürdiger, emotionaler und besonderer Abend und das Orchester darf unglaublich stolz auf die erbrachte Leistung sein. Entsprechend gefeiert wurde mit Solisten und Gästen auch nach dem Konzert und die Anerkennung, die dem Verein durch die anwesenden Ehrengäste wie zum Beispiel Oberbürgermeister Matthias Knecht und viele weitere entgegen gebracht wurde unterstreicht, wie wichtig und erhaltenswert jegliche Form kultureller Arbeit und ehrenamtlichen Engagements ist.

Herzlichst,

Carolin Riehl 

 

Musikverein Ludwigsburg-Ossweil